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Mittwoch, 14. Mai 2014

Wovor habt ihr Angst?

Deutschland wird bunter. Angst, dass Straßenzüge hierzulande in Zukunft nicht mehr aussehen, wie sie einmal aussahen, die haben nicht wenige Menschen. Doch wovor haben sie eigentlich Angst?


Die großen Metropolen unserer Republik sind belebt und bunt. Das arabische Restaurant, die kurdische Imbissbude neben der dm-Filiale und der rheinischen oder schwäbischen Familienbäckerei. Ein alltägliches, gewöhnliches Straßenbild in Deutschland, das nicht weiter erwähnenswert ist.
Doch wehe, wenn in einer Straße mehr als ein türkischer Supermarkt eröffnet und ein gr0ßer Teil der Menschen auf einmal nicht mehr Deutsch, sondern eine ganz andere, fremde Sprache spricht. Dann bekommt so mancher Bürger Angst. Er hat Angst vor dem ihm Unbekannten. Wir sind hier in Deutschland und hier wir Deutsch gesprochen, mag er sich vielleicht denken.

In Leipzig und Dresden fordern  bekannte Radikale deshalb keine westdeutschen Verhältnisse in ihrer Stadt. Sie haben Angst. Angst vor einem Deutschland, das nicht in ihr enges Weltbild passt. 

Ottonormalbürger ist aber kein Radikaler. Doch auch er hat Angst. Er kauft zwar gerne das libanesische Fladenbrot um die Ecke, zu viele bunte Kopftücher kann er jedoch selten ertragen. Aber wovor hat er eigentlich Angst? 
Er glaubt, das Boot sei voll. Obwohl in Wirklichkeit das Boot immer leerer wird und in diesem höchstens noch ein paar grau gewordene Omas und Opas die Stellung halten. Die Boulevardpresse und der Stammtisch verstärken sein Gefühl. Nicht wenige politische Parteien unterstreichen seine Panik
Die Akif Pirinçcis der Nation fordern Gutmenschen dazu auf, endlich die Lobeshymnen auf diese verdammten multikulturellen Auswüchse zu unterlassen. Ihre Verwendung des Wortes Gutmensch spiegelt dabei ihre Verachtung gegenüber den Visionären unserer Gesellschaft wieder. Und wieder einmal fühlt sich Ottonormalbürger von den Zynikern, den Pirinçcis, bestätigt. 

Dass diese Angst kein gesellschaftliches Randphänomen ist, muss allen klar sein. Doch die Phobie, wie diese Angst manchmal bezeichnet werden muss, ist unbegründet. Weder ökonomisch, noch gesellschaftlich können wir es uns leisten, Angst vor einer Vielfalt zu haben, die für unser wirtschaftliches und soziales Wachstum bitter nötig ist. Und dazu zählen nicht nur die Hochqualifizierten, von denen immer die Rede ist, sondern auch all' die Imbissbuden-Besitzer, Gemüsehändler und Putzfrauen.

Angst braucht nun wirklich niemand zu haben. Sie ist unbegründet.