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Samstag, 27. April 2013

Sich selbst den Stempel geben

Dass die richtige Eigenwahrnehmung einer Gesellschaft bedeutend für deren langfristigen Erfolg ist, liegt auf der Hand. Würden wir uns Deutsche als herausragendste Eigenschaft Temperament statt Pünktlichkeit oder Fleiß auf unsere Fahne schreiben, dann würde das schnell unglaubwürdig wirken. Deshalb ist es wichtig, auch beim Thema Toleranz genau hinzuhören und und sich zu fragen, ob eine Gesellschaft schon wirklich bereit ist für bestimmte Dinge, die sie vor Jahrzehnten noch nicht gewohnt war.

Sich selbst den Stempel der uneingeschränkten Toleranz und Willkommenskultur geben zu können ist grandios aber nur, wenn das den Tatsachen entspricht. Sich selbst einen Stempel zu geben, um dann etwas zu sein, das man noch nicht ist und woran man eigentlich noch arbeiten muss, das ist kontraproduktiv. Ein Entwicklungs- und Verbesserungsprozess bleibt so meist auf der Strecke. Wer will schon besser werden, wenn er glaubt gut genug zu sein? Dass dabei das institutionelle Versagen auf ganzer Linie oft gar nicht als Problem gesehen wird, ist nicht nur bedauerlich, sondern schlichtweg schädlich

Eine Gesellschaft muss langfristig zusammenhalten, um produktiv, innovativ und erfolgreich zu sein – und das nicht nur wirtschaftlich. Dabei ist es normal, dass sie in Teilen auch inhomogene Strukturen aufweist. Erst wenn alle Mitglieder und auch die Betroffenen ihrer Gesellschaft den Stempel für uneingeschränkte Toleranz geben können ist es glaubwürdig. 

Bis dahin ist es noch ein steiniger Weg.